Jetzt war er da, der allerletzte Tag. Über 2 Wochen lang hat er sich fast unbemerkt an uns ran geschlichen, um dann plötzlich über Nacht aus seiner Deckung zu springen. Da half auch kein Ignorieren mehr. Was blieb uns also anderes übrig als dem Feind ins Auge zu blicken und aus dem Unvermeidbaren das Beste zu machen. Was wohl an diesem Tag das „Beste“ wäre, hatten wir bereits am Vortag geklärt. Da wir bis zu unserem Abflug vom Flughafen Calgary noch den halben Tag zur freien Verfügung hatten, entschlossen wir uns in kleinen Gruppen die Stadt unsicher zu machen. Nach dem Frühstück orderten wir zu viert ein Taxi und ließen uns nach Downtown bringen. Das Wetter meinte es zum Tour-Abschluss nochmal besonders gut mit uns. Somit schloss sich dann auch wettertechnisch der Kreis, denn in Vancouver hatten wir ganz zu Anfang ja auch viel Sonne serviert bekommen.
Die Fahrt mit dem Taxi dauerte ca. 20 Minuten und endete Mitten in der Stadt. Downtown halt. Bei der Orientierung waren wir uns zunächst nicht so ganz sicher, also fragten wir lieber bei einer netten Passantin nach und ließen uns den richtigen Weg zeigen.
Wir starteten unsere Sightseeing-Tour am CORE Shopping Center, mitten im Bankenviertel der Metropole. Das Center war wie zu erwarten riesig und auch architektonisch ansprechend mit einer imposanten Glasdachkonstruktion. Auf einer Etage wähnte man sich sogar eher in einem botanischen Garten als in einem Shoppingtempel. Man war umringt von Grünpflanzen und diversen Wasserinstallationen. Bevor die Mädels vom Shopping-Fieber gepackt wurden, verließen wir das Center wieder und setzen unsere Tour fort. Wir schlenderten ein wenig die Fußgängerzone entlang und ließen die Stadt auf uns wirken. Dann erblickten wir einen Cowboy-Laden in dem es schier Millionen Stiefel und Hut-Modelle zu kaufen gab. Meine Nachfrage, ob ich vom Laden und den ausgestellten Stücken Fotos machen könnte, wurde überschwänglich bejaht: „Natürlich gerne! Soviel sie wollen.“ Hier hatte man also weitaus weniger Angst vor billigen Plagiaten als auf jedem deutschen Flohmarkt.
Als Ziel unserer ersten Etappe hatten wir uns den Calgary Tower ausgesucht. Einem 190m hohen Fernsehturm mit Aussichtsplattform. Auf dem weiteren Weg dorthin ließen die Frauen ihre Männer mal kurzerhand alleine auf der Straße zurück, um das ein oder andere Geschäft ohne lästige Anhängsel zu durchstöbern. Typisch Frau. Typisch Mann erblickten wir einen auffälligen kanadischen Feuerwehrwagen und nach wenigen Minuten waren wir mit einem der Insassen im Gespräch. Unsere Frauen mussten sich also keine Sorgen machen, wir kamen klar.
Am Tower angekommen besorgten wir uns schnell die Tickets für die Aussichtsplattform und fuhren dann mit dem Aufzug nach oben. Die Aussicht auf Calgary und die Umgebung war bei diesem Wetter fantastisch. Am westlichen Horizont waren die Rocky Mountains zu erkennen, in allen übrigen Himmelsrichtungen erstreckte sich in der Ferne die Prärie Albertas. Dazu natürlich der uneingeschränkte Blick auf die Stadt selbst.
An einer Stelle der Plattform war eine Art Erker. Der Boden hier bestand nur aus Glas. Natürlich fühlte ich mich sofort an den Glacier Skywalk am Icefield Parkway erinnert. Aber hier war der Boden nicht so zerkratzt sondern wirklich glasklar. Unter unseren Füßen fuhren die Autos auf den Straßen entlang. Beim ersten Schritt ein mulmiges Gefühl aber mit der Zeit ein riesen Spaß. Hunderte Fotos später nahmen wir den Fahrstuhl wieder nach unten.
Es zog uns zurück in die Fußgängerzone und wir entschieden uns einstimmig erst mal einen Kaffee zu trinken. Also steuerten wir ein kleines Cafe an, das auch Sitzplätze draußen in der Sonne anbot. Diese Idee hatten wir nicht alleine, denn wir trafen dort auf andere Teilnehmer unserer Gruppe. Und so ließen wir uns zu sechst den Kaffee schmecken und uns von der kanadischen Sonne streicheln. Die hätte sich in den vergangenen 2 Wochen ruhig mal öfter zeigen dürfen.
Nach dem Kaffee kam der Hunger. Da die Zeit ja quasi den ganzen Tag lang gegen uns lief, suchten wir das berühmte Schnellrestaurant „Zur goldenen Möwe“ auf. Kurze Verwirrung stiftete hier nur der Selbstbedienungsgetränkeautomat, denn wo Cola Zero draufstand war offensichtlich Fanta drin. Etikettenschwindel auf kanadisch.
Wir unternahmen anschließend einen letzten Abstecher zum Olympic Plaza und zur Calgary City Hall. Dann war die Zeit schon so weit fortgeschritten, so dass wir uns ein Taxi suchten, um zurück zum Hotel zu fahren.
Keine 20 Minuten später stiegen wir am Hotel wieder aus. Unser Gepäck hatten wir vor dem City-Trip in einem Abstellraum einlagern lassen. Mit den entsprechenden Belegen bekamen wir unsere Koffer nun zurück. Bis zum Transfer zum Flughafen hatten wir noch ein paar Minuten. Zunächst packten wir unseren Kram noch ein wenig um. Raus aus dem Rucksack, rein in den Koffer. Und umgekehrt. Die restlichen Teilnehmer hatten sich schon so gut wie vollzählig vor dem Hotel an einer Sitzgruppe versammelt und dösten in der Sonne. Unser Guide Andreas ließ seine Herde natürlich auch in diesen schweren Minuten des nahenden Abschieds nicht alleine. Wenig später fuhr dann der erste kleine Shuttlebus vor und spätestens jetzt war allen klar: Das war’s!
Andreas verabschiedete natürlich jeden einzelnen Teilnehmer persönlich und auch ihm war ein bisschen Schwermut anzumerken. Er musste zwar noch nicht mit uns wieder nach Hause fliegen, aber die letzten 2,5 Wochen waren echt ne dufte Zeit mit allen zusammen. Der erste Bus fuhr ab. Der zweite ließ nicht lange auf sich warten und jetzt waren wir mit in der Verlosung auf einen freien Platz. „Tschüss Andreas! Danke für alles!“ Eine kurze Abschiedsumarmung später saßen wir im Bus. Im nächsten Augenblick sahen wir uns im Flughafenterminal in der Abfertigungsreihe stehen, wieder mit allen vereint. Momente wie in Zeitraffer.
Das Einchecken am Terminal gestaltete sich aus diversen Gründen komplizierter als gewohnt. Die Tatsache, dass alle Teilnehmer der Reise in einer „Gruppenbuchung“ untergebracht waren, stellte das Personal scheinbar vor organisatorische Herausforderungen. Die Gruppe wurde auf verschiedene Schalter aufgeteilt. Aber nicht konsequent nach Paaren sortiert sondern eher willkürlich. Paare wurden getrennt und keinem war klar, ob er jetzt noch neben seinem gewohnten Lebensabschnitts- oder Reisegefährten würde sitzen können. Vor allem bei den Teilnehmern, die der englischen Sprache nicht ganz so mächtig waren, kam Unruhe und Verwirrung auf. Wenig später wurde ich dann auch als Notfall-Dolmetscher von einigen Teilnehmern ans Terminal gerufen. Ich war von der Vorgehensweise des Flughafenpersonals zwar auch etwas verwirrt aber am Ende konnte doch noch alles in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Zu meinem Glück geriet das Übergewicht meines Kamerarucksacks in dem ganzen Durcheinander zur Nebensache. Es wurde schlicht ignoriert. Ich glaube, das Personal war am Ende auch einfach nur froh, unsere Gruppe verarztet zu haben.
Die restliche Zeit bis zum Abflug nutzen wir für einen kleinen Snack und die übliche Bummelei durch die Flughafenlädchen. Was man halt so macht bis der Boardingaufruf kommt. Erst will man gar nicht weg, aber wenn’s dann kein Zurück mehr gibt, darf es auch gerne pünktlich losgehen. Ging’s dann auch. Ohne Verzögerung öffneten sich die Türen zum Zubringer, so dass wir pünktlich im Flieger unsren Platz einnehmen konnten. Ein letzter Blick aus dem Fenster auf Calgary dann hörte man schon das: „Cabin crew, please take your seats for take-off.” aus den Lautsprechern. Das sichere Zeichen an die Flugbegleiter: „Setzt euch hin Leute, es geht los!“.
Good bye, Calgary! Good bye, Kanada! Good bye, geiler Urlaub!
Aber um es mit den abgewandelten berühmten Worten des Terminator zu sagen: „We’ll be back!“
Hier jetzt erst mal die Bilder aus Calgary. Bitte lest für unser Resümee der Reise unten weiter…
Zum Abschluss möchte ich noch gerne ein paar allgemeine Worte loswerden.
Auf unseren Tourguide Andreas komme ich unten nochmal zu sprechen aber in der dieser Stelle erst mal ein Dankeschön an die gesamte Gruppe.
Die Tour hat uns mit euch allen unheimlich viel Spaß gemacht und wir haben uns als „Küken“ zwischen euch erfahrenen Hasen und Häsinnen immer pudelwohl gefühlt.
Ihr alle habt mit dazu beigetragen, dass der Urlaub für uns so unvergesslich geworden ist. Wir hoffen, unsere Berichte & Bilder konnten dieses Gefühl ein wenig rüberbringen.
Danke an Detlev & Sabine, Albert & Birgit, Hans & Anette, Micha & Kati, Hans-Jürgen & Anita, Dieter & Marlies, Dieter & Jutta, Detlef & Herta und an Rolf, Bernd und Helmut!
Wir hatten vorab viele Erwartungen in diesen großen und nicht ganz billigen Urlaub in Kanada gesetzt. Und wir hatten zeitgleich auch ein paar Bedenken, vor allem was das ganze Thema „Camping & Wohnmobil“ betraf, womit wir noch so überhaupt gar keine Erfahrung hatten. Im Nachgang können wir festhalten:
Kanada ist der Hammer! Alle unsere Erwartungen wurden übertroffen und die Bedenken währten gefühlte 5 Minuten.
Es war für uns absolut die richtige Entscheidung, die erste Wohnmobil-Reise in unser Traumland in einer geführten Gruppe zu unternehmen. Der Zufall brachte uns auf das Tchibo-Angebot in Kooperation mit CRD International und die von uns ausgesuchte Wohnmobiltour von/mit Andreas Keller (www.canada-keller.com / www.canada-natur-pur.de).
Mit seiner langjährigen Kanada-Erfahrung und seinem Know-How aus vielen Touren, die er als Guide bereits geführt hat, fühlte man sich bei ihm sofort gut und sicher aufgehoben. Er schaffte es, seine Begeisterung für dieses Land auf uns zu übertragen und seine lockere und umgängliche Art sorgte zusätzlich für den nötigen Wohlfühlfaktor.
Die gesamte Tour war spannend und abwechslungsreich ausgearbeitet, wobei Andreas unterwegs immer wieder gezielt sein Wissen als Hintergundinfo einfließen ließ. So konnte man sich von Anfang an quasi fallen lassen und die Eindrücke unterwegs genießen. Kein störender Gedanke an die nächste zur Verfügung stehende Tankstelle oder den nächsten Supermarkt. Keine Überlegung: „Wo geht’s lang?“. Und kein unnötiger Blick in den Reiseführer mit der Frage: „Wo bin ich hier eigentlich?“. Einfach im Konvoi hinterherfahren und glücklich sein.
Natürlich stand es jedem frei, an den von Andreas ausgearbeiteten Ausflügen teilzunehmen. Man konnte sich auch indivuelle freie Zeit einräumen, wenn man es denn wollte. Wir wollten es in der Regel aber gar nicht, da es uns in der Gruppe einfach unheimlich viel Spaß gemacht hat, das Land zu erkunden und neue Orte zu entdecken. Dass unsere Gruppe so gut harmonierte konnte man natürlich nicht mit buchen, war aber ein glücklicher Umstand der aus unserer Sicht wesentlich zum besonderen Gelingen dieser Tour beigetragen hat.
Ebenso wenig kann man bekanntlich das Wetter vorbestellen und wir hatten in den 2,5 Wochen von allem etwas. Und von Wolken, Nebel und Regen manchmal auch etwas zu viel. Aber selbst hier versuchte Andreas spontan sein möglichstes und stellte sogar kurzerhand einen Teil der Tour um, damit wir mehr Sonne zu sehen bekamen.
Bei allen positiven Aspekten möchten wir natürlich auch ein paar Nachteile nicht ganz verschweigen.
Man muss so eine geführte Gruppenreise natürlich wollen. Es läuft zusammen mit fremden Leuten selbstverständlich nicht alles so, wie man es von seinem persönlichen und alltäglichen Ablauf gewohnt ist. Hier heißt es dann Anpassen oder Ignorieren. Aufregen macht die schöne Zeit nur kaputt. Wer sich darauf nicht einlassen möchte, bucht individuell und macht sein eigenes Ding.
Andreas‘ sinnvolle Lösung mit den Walkie Talkies zur übergreifenden Verständigung für jedes Mobil funktionierte während der Tour leider nicht immer problemlos. Gerade die hinteren Fahrzeuge und besonders wir als auserkorener „letzter Wagen“, bekamen gelegentlich nur kratzende Bruchstücke von dem zu hören, was der Guide uns mitteilen wollte. Aber soweit ich es mitbekommen habe, arbeitet Andreas hier bereits an einer Verbesserung.
Der größte negative Aspekt kommt aber erst zum Tragen, wenn man bereits wieder daheim ist: Kanada-Fernweh!
Wir mussten gegen diese Entzugserscheinungen sofort ein probates Mittel finden und wussten uns nicht anders zu helfen, als für 2016 eine weitere Kanada-Dosis zu buchen. 🙂
Andreas wird es uns sicher nicht übel nehmen, dass wir uns jetzt dank seiner geleisteten Vorarbeit in vielem sicherer fühlen und das Abenteuer Kanada in diesem Jahr auf eigene Faust in Angriff nehmen werden und nicht in einer seiner geführten Gruppen.
Wir sagen daher einfach nur nochmal: „Danke, Andreas!“