Über unseren Tag in Jasper könnte ich eigentlich ein ganzes Buch schreiben. Es ist so unglaublich viel passiert an diesem Tag. Ich fange einfach mal an und lass mich selber überraschen, wie lang dieser Tagebucheintrag am Ende wird…
Der Morgen in Jasper begann kalt. Die Heizung in unserem Camper war nachts immer wieder angesprungen, was bedeutete, dass die Temperatur auf unter 15 Grad in unserem Schlafgemach abgesunken war. Draußen stoppte das Thermometer irgendwo bei um die 5 Grad. Aber es war trocken und das war für uns ja bereits die halbe Miete. Die Sonne schaffte es mit ihrem Aufgang leider nicht, sich komplett durch die Wolken zu kämpfen. Der heutige Plan sah vor, mit den kleinen Mobilen zusammen nach Jasper zu fahren, ein wenig die Stadt zu erkunden und später auf große Schifftstour nach Spirit Island zu gehen. Da unser Camper sowohl Benzin als auch Gas auftanken und zudem noch an der Dump-Station entleert werden musste, entschieden wir uns kurzerhand mit unserem eigenen Mobil zu fahren.
Bereits bei der Einfahrt nach Jasper bemerkten wir viele Absperrungen auf der Straße und wenig später erkannten wir auch den Grund. Es wurde ein großes Radrennen in Jasper gestartet. Überall wimmelte es bereits am frühen Morgen von Radfahrern und Begleitfahrzeugen. Wir stellten unsere Camper am Rand der Hauptstraße ab und schlenderten zu Fuß weiter. Zunächst stoppten wir an einem Ticket-Shop, um die Karten für die geplante Bootstour auf dem Maligne Lake zu kaufen. Als alle mit den nötigen Tickets versorgt waren, teilte sich die Gruppe zum individuellen Stadtbummel auf. Auf der Wiese vor dem Jasper Infocenter waren anlässlich der Rad-Veranstaltung viele Stände aufgebaut und so gab es einiges zu sehen. Nachdem wir auch dem Infocenter selber einen Besuch abgestattet hatten, nahm der Tag Fahrt auf. Dani wurde unruhig. Wie bereits gestern im Columbia Icefield Discovery Center wollte ihr Krauslauf nicht mehr so recht mitmachen. Ihr wurde abwechselnd heiß & kalt, sie fühlte sich schlapp und hatte Mühe sich auf den Beinen zu halten. Uns war schnell klar, dass in diesem Zustand die anstehende Fahrt auf dem Schiff für sie nicht die beste Option war. So fassten wir den schnellen Entschluss zu versuchen, ihr Ticket wieder zurückzugeben. Dank der freundlichen Mitarbeiterin im Shop, war dies auch ohne Probleme möglich. Dani ging es dadurch zwar nicht merklich besser aber so waren wir schonmal eine kleine Sorge los. Wir dackelten dann erstmal zurück zum Camper, damit sie sich ein wenig ausruhen konnte und schon jetzt waren wir froh, dass wir mit unserem eigenen Mobil gefahren waren. Als sie sich etwas bekrabbelt hatte, starteten wir einen zweiten Gang nach Jasper und inzwischen war auch der Trubel rund um das anstehende Radrennen etwas angeschwollen. Auch auf der großen Bühne im Startbereich war inzwischen Programm. Da wir uns bereits der Mittagszeit näherten und wir nicht riskieren wollten, dass es bei Dani wieder kreislaufmäßig bergab ging, machten wir uns erstmal auf die Suche nach einem geeigneten Restaurant. Die Möglichkeiten in Jasper waren vielzählig aber entweder es traf nicht so ganz unseren Geschmack oder die Läden waren wegen der Rad-Veranstaltung brechend voll. Dann kamen wir am „Smittys“ vorbei, einer großen kanadischen Familienrestaurantkette, und hier waren noch ausreichend Plätze vorhanden. Man führte uns an einen leeren Tisch und noch bevor wir unsere Jacken ganz ausgezogen hatten, schüttete uns die Kellnerin den ersten Kaffee ein. Dani’s Augen strahlten. Aus der reichhaltigen Karte entschieden wir uns für Pancakes und French Toast. Ein Gedicht! Zumal erneut das schwarze heiße Lebenselixir nachgeschenkt wurde. Diese kostenlosen Refills sind echt ne tolle Sache. Wir waren beide pappsatt. Die Zeit schritt voran und der Treffpunkt zur Bootsfahrt rückte immer näher. Anders als gestern hatte sich Dani’s Zustand aber stabilisiert und so konnte ich beruhigt die Fahrt mit dem Rest der Gruppe antreten. Dani blieb in Jasper zurück und wollte sich den Tag so angenehm wie möglich gestalten. Wie gut, dass sie unseren Camper als Rückzugsort nutzen konnte.
Die Fahrt zum Maligne Lake dauerte ca. 1,5 Stunden. Auf der Hälfte der Strecke legten wir am Medicine Lake einen kurzen Stopp ein. Ein paar Wochen vor unserem Flug nach Kanada hatte hier noch ein Waldbrand gewütet und die Spuren waren natürlich deutlich sichtbar. Das Feuer wurde, wie so oft, durch einen Blitzschlag ausgelöst und breitete sich dann rasend schnell aus. Das gesamte Gebiet um den Medicine und den Maligne Lake musste evakuiert werden und am Ende waren ca. 5.000 Hektar Wald vernichtet.
Der Medicine Lake selber wird vom Schmelzwasser der umliegenden Berge gespeist und weist im Laufe eines Jahres die unterschiedlichsten Pegelstände auf. Von „fast ausgetrocknet“ bis 30m Tiefe ist alles möglich. Sein aufgestautes Wasser gelangt in ein riesiges unteririsches Fluß- und Höhlensystem, das bis heute nicht erkundet werden konnte. Dass Wasser einfach so verschwinden konnte, war für die Indianer damals natürlich Zauberei und so bekam der See von ihnen den Namen Medicine Lake.
Am Maligne Lake angekommen mussten wir noch eine Weile warten bis das Schiff uns über den See zum sagenumwobenen Spirit Island bringen sollte. Diese kleine Insel zählt zu den am häufigsten fotografierten Motiven in Kanada. Da durfte es natürlich in unserer Sammlung nicht fehlen.
In Jasper erkundete Dani inzwischen alleine weiter die Stadt. Sie hatte auch Glück mit dem Wetter, denn bei ihr konnte die Sonne die Wolken vertreiben und so konnte sie die dicke Jacke im Rucksack lassen.
Am Maligne Lake war es auch trocken aber die Sonne schaffte es nicht, die graue Wolkenschicht zu durchbrechen. Die Fahrt auf dem Boot war trotzdem ein Highlight. Wir konnten nach wenigen Metern unsere Sitzplätze verlassen und die kleine Plattform draußen hinter der Kabine betreten, um Fotos zu machen. Das Panorama der umliegenden Berge war beeindruckend. Auf der Fahrt wurde auch nicht viel geredet, da jeder einfach nur diese herrliche Aussicht und die rasante Fahrt auf dem Wasser genoß. Die Fahrt dauerte ca. 45 Minuten bis wir die kleine Bucht erreichten in der auch Spirit Island liegt. Minuten bevor das Boot anlegte, hatten unser Guide Andreas mir seinen erfahrungsreichen Schlachtplan an die Hand gegeben, um die besten Fotos von diesem Ort zu bekommen ohne die Touristengruppe mit auf dem Bild zu haben. Die Aufenthaltsdauer auf der Insel ist mit 10 Minuten recht eng bemessen und somit war dieser Tipp natürlich goldwert. Und der Plan ging auf. Für den besten Blick auf Spirit Island muss man eine kleine Anhöhe hoch. Während die anderen Fahrgäste sich noch auf dem Bootssteg sortierten ging ich schnellen Schrittes die Stufen hinauf und konnte so eine handvoll Aufnahmen machen bevor mir nur wenig später auch schon die ersten Leute vor die Linse sprangen. Somit trat wenig später bereits Teil 2 des Plans in Kraft. Ich verließ den Aussichtspunkt zügig und machte mich sofort weiter auf dem kleinen Rundweg Richtung Ufer von wo aus ich auch in Ruhe ein paar Bilder schießen konnte. Es dauerte natürlich nicht lange, dann war auch hier Highlife angesagt und nach einem abschließenden Gruppenfoto ertönte auch schon das Signal zur Abfahrt. OK, das war es also: Spirit Island im Schnelldurchlauf. Aber klar, das Areal ist wirklich nicht groß und bei dem Touri-Andrang muss man die Verweildauer für jeden einfach limitieren.
Dani hatte sich in Jasper inzwischen ein paar Läden angesehen und war auch etwas abseits der Hauptstraße auf Erkundungstour gegangen. So hatte sie Einblicke in Wohnstraßen bekommen und war an der örtlichen Schule und Feuerwache vorbeigekommen. Besonders angetan war sie auch vom Bahnhof in Jasper, der ihr bei Sonnenschein eine herrliche Kulisse für einen kleinen Nachmittagssnack bot.
Die Fahrt mit dem Schiff zurück vom Island zum Bootsanleger war erneut einfach toll. Die Kulisse einmalig. Entsprechend schnell verging auch diese Fahrt. Nach dem Anlegen sattelten wir die Camper und machten uns zurück auf den Weg nach Jasper. War ich auf dem Hinweg noch bei den „Spacken“ (Sorry, Insider!) mitgefahren, so bot mir Andreas auf dem Rückweg den freien Platz in seinem Cockpit an. Wir hielten zwischendurch noch einmal an, um eine paar Fotos zu schießen und waren dann am frühen Abend zurück in Jasper. Dani wartete bereits geduldig auf uns im Camper. Sie hatte die freie Zeit ausgiebig genutzt und ihr Kreislauf machte auch keine Probleme mehr. Schade natürlich um die verpasste Bootsfahrt aber… wer weiß wofür es gut war.
Es war bereits kurz vor 19h als der Camper-Konvoi zielgerichtet die nächste Tankstelle im Ort ansteuerte. Wir stellten uns ans Ende der Schlange und mussten dann nach unserem Tankvorgang noch kurz warten bis eine authorisierte Angestellte unseren Propangas-Tank wieder auffüllte. In der Zwischenzeit hatten sich die anderen mit vollen Tanks schon wieder auf den Weg zum Campingplatz gemacht bzw. noch ein paar Einkäufe im Supermarkt erledigt. Zu diesem Zeitpunkt war nur noch Andreas bei uns. Wie es sich für einen guten Guide gehört, blieb er beim letzten Wagen und ließ die sichere Herde ziehen. Für uns stand jetzt noch kurz die Dump-Station auf dem Plan, anschließend sollte es dann auch zu den anderen auf den Campingplatz gehen. „Sollte“…
Andreas fuhr vor, er kannte natürlich den Weg zur Dump-Station. 5 Minuten später sprang ich aus dem Wagen und startete die bereits zur Routine gewordene Prozedur. Als die Abwassertanks leer waren und es nur noch den Frischwassertank aufzufüllen galt, bemerkte ich bereits einen Camper hinter uns, der geduldig wartete. Also schnell den Schlauch ins Einfüllloch an der Außenwand gesteckt und „Wasser marsch!“. Nach ein paar Minuten hört man es gurgeln und eine Wasserfontaine schoß aus dem Loch. Ein sicheres Zeichen dafür, dass der Tank so gut wie voll war. Andreas gab mir dann den Tipp, dass jetzt noch viel zu viel Luft im Tank wäre und ich ruhig noch nachfüllen sollte. Gesagt getan. Als auch nach mehrmaligem Ab- und wieder Ansetzen der Tank nicht voll schien, bekam ich irgendwie ein ungutes Gefühl. Soviel Luft konnte doch unmöglich in dem Tank sein, dass man da noch solche Mengen an Wasser nachfüllen kann!? Aber es lief fröhlich weiter. Dani scherzte schon, dass wir vielleicht gleich nen Swimmingpool im Wagen hätten. Wenig später öffnete Sie die Seitentür und wurde dort freundlich von einem ordentlichen Schwall Wasser begrüßt. Sie schrie nur noch: „STOPP! Wasser aus! Das läuft hier überall raus!“ Ach du Schei….!!!!
Sofort zog ich den Schlauch raus und drehte das Wasser ab. Dani war sofort damit beschäftigt alle Handtücher, die wir zur Verfügung hatten auf dem Boden zu verteilen, um das Wasser aufzufangen. Andreas fuhr unseren Slide-Out raus, damit das Wasser darunter ablaufen konnte. Wo kam das überhaupt her?? Es kam im hinteren Teil des Campers direkt unter dem Bettkasten hervor und bahnte sich seinen Weg Richtung Cockpit. Es dauerte eine Weile, bis der Schwall nachließ. Dani hatte alle Mühe den Boden einigermaßen trocken zu halten. Inzwischen machte sich der Wagen hinter uns bemerkbar. Klar, der wollte ja auch langsam mal ran. Also schraubte ich schnell den Schlauch vom Wasserhahn und setzte dann unseren Camper ein wenig nach vorne, damit der Platz wieder frei wurde. Inzwischen war es Dani und Andreas gelungen den Boden so gut wie trocken zu legen. Gott sei Dank war das Wasser nicht in irgendwelche Schubladen oder Schränke gelaufen. Wir waren wohl nochmal glimpflich davongekommen. Es war inzwischen fast 20h. Die restliche Reisegruppe musste meinen, wir hätten nach dem Tanken noch einen Großeinkauf gestartet. Wir packten alles wieder ein und sortierten die Lage. Den Wasserschlauch durfte ich nicht vergessen. Den hatte ich ja auf die schnelle nur auf den Boden geschmissen. Prima! Da lag er aber nicht mehr. Der nachfolgende Camper hatte ihn scheinbar kurzerhand eingepackt. Das darf doch nicht wahr sein! Du kannst in Kanada 3.000,- EUR teure Mountainbikes rumstehen lassen, die klaut kein Schwein aber so’n popeligen Wasserschlauch, der wird eingesackt. Unfassbar! Andreas konnte mich aber schnell beruhigen, da er immer einige Ersatzschläuche dabei hatte. Herzlichen Dank!! Aber die Hauptsache war eh, dass wir das Wasser durch die schnelle Reaktion rückstandslos entfernen konnten. Die Camper-Einrichtung hatte keinen Schaden erlitten.
Nach der ganzen überstandenen Aufregung wollten wir dann zum Trotz noch kurz einen Fotostopp an einem Ausläufer des Athabasca River einlegen. Das Licht jetzt am Abend schien perfekt dafür. Andreas fuhr wieder vor und 5 Minuten später bog er auf eine kleine Haltebucht direkt am Fluss ein. Richtig idyllisch war es hier und mit etwas Glück sollten wir auch Wapiti-Wild zu sehen bekommen. Leider machte uns das Wetter mal wieder einen Strich durch die Rechnung. Dunkle Wolken zogen auf und machten die schöne Stimmung zunichte eher wir ein paar Fotos schießen konnten. Und Wapitis gab es auch keine zu sehen. Also stiefelten wir unverrichteter Dinge zurück zu unserem Mobil, wollten losfahren und …. nichts und. Der Motor gab keinen Laut mehr von sich. Kann doch nicht sein! Nochmal Schlüssel raus, rein, umdrehen… Nichts! Na herzlichen Glückwunsch! Was ist denn heute nur los!? Wir konnten es nicht fassen. Ich sprang aus dem Camper, um Andreas zu informieren, dass wir ein Problem hatten. Dieser kam mir dann schon entgegen und ich nahm an, dass er mitbekommen hatte, dass bei uns etwas nicht stimmte. Er hatte aber inzwischen schon wieder eigene neue Probleme: „Andi! Scheiße! Ich hab mir die hintere Stoßstange abgerissen!“ BITTE, WAS!?!?!?
Beim Wegfahren war er mit der Ecke der Stoßstange an einem Metallpfosten hängengeblieben, worauf die rechte hintere Schweißverbindung am Camper abgerissen war. So hing die Stange, an der auch die Treppe zum Einstieg in den Camper befestigt ist, jetzt halbseitig auf der Straße. Nun war guter Rat schon teuer, denn soviel war klar: Mit Panzerklebeband würden wir hier nicht weit kommen. Andreas durchforstete kurzerhand seine Utensilien und fand schliesslich ein Kofferband und ein Notfallseil. Mit diesen beiden Gimmicks schafften wir es, die Stoßstange halbwegs sicher am Camper zu fixieren. Ob das lange halten würde? Wir hatten keine Ahnung und hofften das beste.
Neben dem Ärger um die Stoßstange musste Andreas jetzt noch den Gang nach Canossa bzw. zur nächsten Polizeidienststelle antreten, um den Unfall aufnehmen zu lassen, damit er Dokumente für die Versicherung bekam. Wir mussten also zurück nach Jasper. Aber da gab es ja noch ein anderes kleines Problem: Unser Wagen sprang ja nicht mehr an. Gott sei Dank gibt es ja so etwas wie den Vorführeffekt. Andreas kam mit zu unserem Camper, wir drehten den Schlüssel und…. Zack! Der Motor sprang an als wäre nichts gewesen. Ja, brat mir doch einer nen Storch!
Auf grund der fragilen Konstruktion am Heck fuhr Andreas entsprechend langsam zurück nach Jasper. Wir versicherten ihm per Funk, dass unser Provisorium 1A halten würde. Dann begann die Suche nach der Polizeistation. Zunächst gerieten wir aber in eine temporäre Sackgasse. Ein riesig langer Güterzug bahnte sich seinen Weg durch die Stadt und dementsprechend standen wir vor einer geschlossenen Schranke. Das konnte dauern. Also drehte wir, um einen Alternativweg in die Stadt zu nehmen. Wir hatten gerade die Camper gewendet, da erblickten wir im Scheinwerferlicht leuchtende Augen. Eine ganze Herde Wapitis graste am Straßenrand. Welch ein Bild. Kein Wunder, dass die am Flußufer nicht zu sehen waren wenn die alle hier rumturnen. Leider hatten wir jetzt keine Zeit, um uns länger mit den Tieren zu beschäftigen. In der Stadt angekommen, erfragten wir uns den Weg zur Polizei-Station. Als wir dort ankamen, war der ganze Laden dunkel. Klar, heute war war Sonntag aber die Polizei arbeitet doch auch am Wochenende, oder? Doch, doch. Aber nur bis 16h, wie wir dem Schild am Eingang entnehmen konnten. Spitzen Witz! Andreas versuchte sein Glück über das gelbe Nottelefon was im Eingangsbereich angebracht war. Gut, „Notfall“ war jetzt für seine Lage vielleicht etwas übetrieben, aber man wird ja mal fragen dürfen. Dürfte man bestimmt, wenn jemand rangegangen wäre. Tat aber niemand. So, und nun? Andreas zog den letzten Telefonjoker, indem er versuchte Bekannte in Kanada zu erreichen. Aber auch hier Fehlanzeige. Alle waren wohl über den Feiertag weggefahren oder gingen abends nicht mehr ans Telefon. Es war inzwischen 21 Uhr und der Rest der Gruppe musste denken, wir wären ohne sie weitergefahren oder vom Bär gefressen worden.
Wir gaben uns geschlagen und sahen den Unfall durch unsere gemachten Fotos mit Geo-Tags und Uhrzeit als ausreichend dokumentiert an. So machten wir uns auf den Weg zurück zu den anderen. Andreas wollte garade wieder auf die Hauptstraße abbiegen, da kreutze ein Polizeiauto seinen Weg. Kurzentschlossen bog er in die andere Richtung ab und verfolgte das Auto, wir blieben an ihm dran. „Ich versuch die mal anzuhalten und zu fragen!“ weihte er uns in seinen Plan ein. Andreas folgte dem Wagen quer durch die Kleinstadt, wir verfolgten Andreas. Dani manövrierte unseren großen Camper durch die kleinen Gassen als würde sie den ganzen Tag nichts anderes machen. Hut ab! An einer roten Ampel gab es dann endlich die Gelegenheit Kontakt mit den Beamten aufzunehmen. Eine Straße weiter begutachteten sie kurz den Schaden und ließen uns unverrichteter Dinge wieder ziehen. Da wäre kein Bericht nötig.
Jetzt aber… zurück zum Campground. Im Stockdunkel (Wenn es in Kanada dunkel ist, dann richtig!) fuhren wir über Highway und Seitenstraßen zurück zur Gruppe. Ungefähr 5km vor Ankunft gab es den ersten Funkkontakt. Man wollte natürlich wissen was los war aber ich vertröstete erstmal mit den Worten: „Es ist einfach zuviel, um es auf den letzten Metern zu erzählen aber allen geht es gut.“ Als wir endlich am Campground ankamen, mussten wir feststellen, dass der kanadische Feiertag auch hier seine Auswirkungen zeigte. Wo wir vorher auf dem riesigen Areal nahezu allein gestanden hatten, reihte sich jetzt Camper an Camper. Unsere Truppe hatte noch 2 Stellplätze für uns freigeboxt und leuchteten uns wie Bodenpersonal am Flughafen mit Taschenlampen in unsere Parkpositionen. Geschafft! Jetzt erstmal nen Bier!
Unser Abenteurerzählungen nahmen natürlich den Rest des Abends ein. Alle waren froh, dass uns nichts wirklich schlimmes passiert war und im Nachgang war es auch lustig zu erfahren, welche Erklärungsversuche die Gruppe entworfen hatte, um unser Fernbleiben zu begründen. Einige Männer halfen Andreas noch dabei sein lediertes Mobil noch sicherer zu verbinden. Schließlich musste die Befestigung noch mehere 100km über kanadische Highways aushalten bevor wir am Ende Calgary erreichen würden.
Für heute waren wir auf jeden Fall fix und fertig. Diesen Tag werden im Leben nicht mehr vergessen. Na dann… Gute Nacht, Jasper!
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