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Kanada 2016: Tag 7 – Überfülltes Whistler

Der Morgen brach an. Nach dem Frühstück verließen wir gegen 7 Uhr Uhr den Campingplatz und machten uns auf den Weg zum Fähranleger nach Nanaimo. Zeitlich waren wir flexibel, wir hatten keine Fähre reserviert. Gegen kurz nach 10 Uhr erreichten wir Nanaimo und hatten Glück, sofort die nächste Fähre nehmen zu können. Die Zeit bis zur Abfahrt vertrieben wir uns im Market-Center und besorgten uns erst mal einen gepflegten Kaffee. Draußen suchten wir uns ein schönes Plätzchen in der Sonne. Das Wetter zeigte sich wie in den letzten Tagen noch von seiner guten Seite aber die Wetterfrösche sagten für die nächste Zeit eher Wolken und Regen voraus. Die ersten Vorboten bekamen wir dann kurz nachdem die Fähre abgelegt hatte mit. Der Himmel zog sich komplett zu und von Sonne war weit und breit bald nichts mehr zu sehen. Die Überfahrt verbrachten wir trotzdem komplett auf dem Besucherdeck. Hier und da gab es immer wieder mal einen schönen Ausblick zu fotografieren. Vor allem zum Ende hin bei der Einfahrt  in die Horseshoe Bay bei Vancouver.

Runter von der Fähre setzten wir unsere Fahrt über den „Sea to Sky“-Highway Richtung Whistler fort. Das Wetter war inzwischen komplett umgeschlagen und so begleitete uns Regen die weitere Fahrt über. Der nächste Campground, den wir uns rausgesucht hatten, lag ca. 40km südlich von Whistler, nahe der Stadt Squamish. Ziemlich versteckt und abseits des Highway liegt der „Paradise Valley Campground“. Und täglich grüßt das Murmeltier: Noch 1 freier Platz auf einer Doppelsite. Ziemlich holprig ging es auf den engen Wegen des Campground zu. Unser Platz war umringt von Bäumen und Sträuchern und das Einparken mit dem hohen Camperaufsatz brauchte viel Fingerspitzengefühl. Wir hielten uns auch nicht lange auf, da wir auf jeden Fall noch einen Abstecher nach Whistler machen wollten.

Whistler war für mich das Mountainbike-Mekka, dass ich aus diversen Filmen und Berichten kannte. Die Fahrt dorthin dauerte über den Highway doch irgendwie länger als vermutet. Und bereits im Dunstkreis von Whistler verdichtete sich der Verkehr extrem. Kurz vor Whistler war dann fast Stillstand angesagt. Autobahn-A40-Feeling in Kanada. Der Ort platzte aus allen Nähten. Dass es hier etwas voller sein würde hatten wir erwartet, aber sowas!? Wir quälten uns mit dem Camper durch die Straßen und folgten den Schildern Richtung Parkplatz. Keine Chance. Alles war gerappelt voll, die Massen strömten nur so über die Straßen und viele Biker in voller Downhill-Montur kreuzten immer wieder unseren Weg. OK, so hatten wir uns den Ausflug nicht vorgestellt. Völlig entnervt und mittlerweile hungrig brachen wir unser Vorhaben ab und schlugen den Rückweg ein. Am Ende standen 2 verlorene Stunden und 80km umsonst auf dem Tacho.

Zurück am Campground ereilte uns das nächste Handicap: Ein Unwetter in der Nähe hatte Blitz und Donner im Gepäck und damit für einen kapitalen großflächigen Stromausfall gesorgt. Nichts ging mehr: kein Strom, kein Wasser. Der Hausmeister des Campingplatzes war fleißig dabei das in die Jahre gekommene Notstromaggregat in Gang zu bringen. Bis auf ein Röcheln und massiver Rauchentwicklung war aber zunächst aus dem betagten Stück nicht rauszuholen. Duschen fiel also heute aus. Wir machten uns dann ob des großen Hungers erst mal etwas zu Essen und entschieden dann spontan den Nachmittag mit einer kleinen Wanderung um den Platz zu beschließen. Nach der unnötigen längeren Fahrerei war ein Beinevertreten auch dringend nötig und der angrenzende Wald hielt einige Wege dafür bereit. Um nicht völlig unvorbereitet alleine in der Wildnis unterwegs zu sein, nahm ich vorsichtshalber unser bereits auf Vancouver Island erworbenes Bärenspray mit. Sicher ist sicher. Wie sich nach ein paar Metern herausstellte, wäre nur der Bär ziemlich sicher gewesen. Das Abwehrspray war nämlich zusätzlich mit einem Kabelbinder gesichert. Das hatte ich in der Eile wohl übersehen und so liefen wir mit stumpfen Waffen umher. Also behalfen wir uns mit regelmäßigem beherzten Klatschen und den üblichen „Hey Bear“-Rufen, um Meister Petz, so er denn in der Nähe sein sollte, auf uns aufmerksam zu machen. Wir verbuchten es als persönlichen Erfolg, dass uns kein Bär auf der Wanderung überraschte. Zurück am Büro des Campgrounds konnte auch das Personal einen kleinen Erfolg vermelden: das Aggregat lief, Strom und Wasser waren wieder zu haben.

Wir waren aber zum Ende hin einfach platt und erklärten den Tag mit einem Absacker und ein paar Knabbereien im Camper für beendet. Das regnerische Wetter lud eh nicht dazu ein, noch lange draußen zu verweilen. Bei der Gelegenheit fiel mir auch nochmal ein Werbeflyer der Stadt Whistler in die Hand und beim Durchblättern blieb ich in der Rubrik „Events“ hängen. Und plötzlich war alles klar. Kein Wunder, dass es in und um die Stadt so voll gewesen war: Eins der weltweit größten Mountainbike-Events, das „Crankworx Festival“ hatte heute seinen Abschlusstag. Und dort waren wir unvorbereitet hineingeraten. Keine weiteren Fragen!

Schon morgen Früh würde es weitergehen nach Kamloops bzw. dem nahegelegenen Lac le Jeune. Daher hieß es dann schnell: „Gute Nacht, Squamish!“.

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