RAHMENVISIONEN

Erfahrungsbericht: Nikon D500

Als Mitglied der trnd-Community hatte ich mich vor ca. 2 Wochen für ein Testprojekt mit NIKON beworben. Was soll ich sagen…? Zu meiner großen Freude bin ich in das Projektteam gewählt worden und durfte das neue APS-C Flagschiff von Nikon, die D500, mehrere Wochen testen. Hier nun mein Erfahrungsbericht und Vergleich zu meiner D7100:

In gewohnter NIKON-Verpackung kam die Kamera samt Standard-Zoom-Objektiv Nikon 16-80mm f/2.8-4  zu mir. Nach dem Auspacken kam das erste Befummeln. Die D500  ist nochmal eine ganze Ecke mächtiger als meine D7100, fühlt sich aber sehr gut an und passt perfekt in meine großen Hände. Schon nach dem ersten Angrabbeln wollte ich sie am liebsten einfach nicht mehr hergeben bzw. zurückschicken.

Ich habe die Kamera in den letzten Wochen bei diversen Gelegenheiten (Wanderung, Weihnachtsfeier, Alltag) im Einsatz gehabt und komme abschliessend zu folgender (subjektiver) Bewertung:

  • Die Kamera liegt bei mir, wie schon erwähnt, durch den großen Body sehr gut in der Hand. Die Griffmulde ist die entscheidenden Millimeter tiefer und breiter. Die Hand kann sicher zugreifen. Dank Magnesium-Gehäuse fühlt sie sich sehr wertig an und das Gewicht hält sich auch in Grenzen. Die Knöpfe und Bedienteile sind gut erreichbar und zudem sind alle Tasten auf der Rückseite auch beleuchtet.
  • Das Display auf der Rückseite hat einen Klappmechanismus, womit Fotos aus tiefen Positionen heraus deutlich angenehmer zu schiessen sind. Das kleine Display auf der Oberseite kannte ich schon von meiner D90 und D7100 und damit hat man immer alle wichtigen Einstellparameter im Blick.
  • Das große Klappdisplay reicht bis zum unteren Gehäuserand und steht damit leider den Arretierungshaken meiner SIRUI-Stativplatte im Weg. Man muss das Display im leicht abgeklappten Zustand lassen, damit die Haken am Kameragehäuse greifen können. Andernfalls klemmt man das Display mit ein und kann es nicht mehr abklappen. Im Hochformat ist die Klappfunktion allerdings sinnfrei, da sich das Display nur waagerecht abklappen lässt.
  • Die Touchfunktionen des Displays sind ein schönes Feature. Im Live-View reicht er kurzer Druck auf die gewünschte Stelle im Bild und die Kamera stellt dort scharf und löst aus. Im Ansichts-Modus kann man wie am Handy durch die Bilder wischen.
  • Das Bild im Sucher ist hell und groß. Der Sucher ansich lässt sich mit Hilfe eines eingebauten Schiebers schließen. Bei Langzeitbelichtungen ist dies besonders hilfreich, damit kein Licht ungewollt durch den Sucher ins Kameragehäuse gelangt und die Belichtung beeinflusst.
    Diesen negativen Effekt durfte ich bei einigen Kanada-Fotos feststellen, bei denen ich vergessen hatte den Sucher meiner D7100 abzudecken. Die hierfür gedachte Abdeckung hat man nicht zwingend griffbereit (wenn man dieses kleine Teil überhaupt dabei hat) und so waren störende Farbschlieren die Folge und die Bilder damit unbrauchbar.
  • Mit der angepriesenen SnapBridge-Funktion zur Übertragung der Bilder auf’s Smartphone bin ich noch nicht richtig warm geworden. Zunächst musste ich bei der mir überlassenen D500 ein Firmware-Update durchführen, um die Kopplung mit dem iPhone zu ermöglichen. Die Übertragung von auf 2 Mio. Pixel reduzierten Bildern dauert für meinen Geschmack zu lange (mind. 30 Sek.). Die Übertragung von Originalbildern hab ich nicht ausprobiert, in Anbetracht der Dateigröße rechne ich mit ca. 2 Minuten pro Bild.
    Die nachträgliche Übertragung von Bildern per WiFi wollte erst gar nicht funktionieren. Hier muss NIKON definitiv nachbessern, zumal keine 3. Software zur Steuerung eingesetzt werden kann.
  • Der Sensor löst mit knapp 21 Mio. Pixeln auf und liefert damit rund 3 Mio. Pixel weniger als meine D7100 und andere gängige Nikon DX-Kameras, die bereits 24 Mio. Pixel bieten. Die Reduzierung der Pixeldichte kommt zum einen dem ISO-Rauschverhalten und der Serienbildgeschwindigkeit zu gute.
  • Die Serienbildgeschwindigkeit mit maximal ca. 10 Bildern/Sekunde ist um einiges schneller als bei meiner D7100 (max. 6 Bilder/Sekunde). Zudem kann die Geschwindigkeit auf Grund des größeren Puffers und der schnelleren SQD-Speicherkarte gefühlt endlos aufrecht gehalten werden. Meine D7100 bricht nach ca. 6-8 Bildern erheblich ein und liefert dann noch nur ca.4 Bilder/Sekunde (mit schneller SandDisk Extreme Pro 32GB Speicherkarte).
  • Das Autofokusmodul der D500 liefert ganze 153 Messfelder, die den Sucherbereich fast vollständig abdecken. Das Fokusmodul ist so (oder so ähnlich)  auch bei der Vollformat-Profikamera Nikon D5 im Einsatz und lässt daher keine Wünsche offen. Schnell und zuverlässig auch in Grenzbereichen bei wenig Licht (z.B. Enten im Flug nach Sonnenuntergang)
  • Die Moduswahl (A,S,P,M) erfolgt nicht über einen eigenen Drehknopf sondern über die Kombination Moduswahltaste und Einstellrad. Für mich gibt es bei solchen Handlingdetails kein für und wider, da es sich meiner Meinung nach um reine Gewöhnungsachen handelt.
  • Die ISO-Einstellungen müssen bei der D500 zwingend in Kombination ISO-Wahlknopf und Einstellrad vorgenommen werden. Der ISO-Button hat zumindest schonmal die bessere Position in der Nähe des Auslösers spendiert bekommen, so dass ma nur eine Hand zum Verstellen benötigt. Bei meiner D7100 sitzt er noch am linken Rand auf der Gehäuserückseite und so sind zum Verstellen zwingend beide Hände notwendig. Allerdings kann ich bei der D7100 im A-Modus einfach mit dem hinteren Einstellrad die ISO verstellen ohne eine zusätzliche Taste drücken zu müssen . Genauso im S-Modus mit dem vorderen Einstellrad. Schade, dass NIKON diese Option bei der D500 hat entfallen lassen.
  • Der Automatische Weißbgleich hat leider bei einigen Sonnenuntergangsfotos ziemlich daneben gelegen und für unnatürliche Farbverschiebungen gesorgt. Bei der Nachbearbeitung in Lightroom konnte ich das natürlich schnell anpassen aber der erste Eindruck auf dem Display war nicht zufriedenstellend.
  • Die Bildqualität bei hohen ISO-Werten z.B. bei Innenraumaufnahmen ist im Vergleich zu der meiner D7100 um einiges verbessert. Für eine brauchbare Qualität kann ich meine D7100 bis max. ISO 3.200 nutzen. Die D500 punktet hier mit guter Qualität bis ISO 10.000, danach wird’s auch bei ihr grenzwertig.

Soweit also zu ein paar Details, die mir aufgefallen sind. In Summe macht die Kamera einen super Eindruck und ist meiner Meinung nach absolut profitauglich. Vor allem in den anspruchsvollen Bereichen Sport- und Tierfotografie kommt man mit dem DX-Format und der damit verbundenen 1,5-fachen Brennweitenverlängerung gegenüber Vollformat deutlich näher ans Geschehen ran. Schnelle Serienbilder in Kombination mit sehr gutem Rauschverhalten bei hohen ISO-Werten machen die Kamera hoch flexibel. Die D500 will in einem der beiden angebotenen Speicherkartensteckplätze aber mit den neuen und kostspieligen XQD-Speicherkarten bestückt werden. Diese Karten sind für meinen Geschmack recht teuer (100-150 EUR je nach Marke und Model). Liefern aber dafür auch eine hohe Performance ab.

Die Nikon D500 hat für mich persönlich nur einen entscheidenenden Nachteil und der ist auf dem Preisschild zu finden. Ein aktueller Straßenpreis von knapp 2.000,- EUR, nur für den Body, ist schon eine ordentliche Hausnummer. Für Profis, die Vollformatpreise gewohnt sind, sicher keine große Sache aber ambitionierte Hobbyfotografen dürften hier schon 2x überlegen, ob sich die Investition lohnt. Sicher, technisch ist die APS-C-Kamera auf aktuellstem Stand und in ihrer Kategorie über jeden Zweifel erhaben, aber ob eine Preissteigerung von rund 1.000,- EUR gegenüber der aktuellen und ebenfalls guten D7200 gerechtfertigt ist muss jeder für sich selbst entscheiden.

Ich habe die Testphase mit der Kamera genossen und bin hoch zufrieden mit dem, was die D500 bietet. Ein „Habenwollen“-Gefühl hat sich zwar bereits nach den ersten Aufnahmen eingestellt aber die Investition ist mir persönlich im Moment unter’m Strich einfach zu groß. Schweren Herzens werde ich die D500 also wieder an das Projektteam zurückschicken.

Hier noch ein paar Beispielfotos, die ich von und mit der D500 geschossen habe.

Weiter Beitrag

Zurück Beitrag

© 2024 RAHMENVISIONEN

Thema von Anders Norén