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Kanada 2016: Tag 4 – Strände auf Vancouver Island

Am Morgen gab es zunächst ein gemütliches Frühstück. Anschließend verpackten wir unseren Kram, denn heute sollte unsere Tour weiter gehen entlang der Westküste von Vancouver Island bis nach Cowichan Lake im Inneren der Insel. Doch bevor wir den geplanten Weg einschlagen konnten, mussten wir uns noch um einen Ersatzschlauch fürs Abwasser kümmern. Also stand zunächst ein Besuch beim örtlichen CanadianTire auf dem Plan. Um die Zeit bis zur Ladenöffnung sinnvoll zu nutzen, peilten wir mit unserem Gefährt einen nahelegenden Leuchtturm an. Leider war der Provincial Park zu so früher Stunde noch geschlossen. Wir fuhren also ein paar Meter weiter und landeten an einem sehr schönen Fleckchen Erde, der Esquimalt Lagoon. Eine kleine idyllische Lagune, die durch einem schmalen befahrbaren Deich vom Meer abgetrennt ist. Wir parkten auf dem Seitenstreifen und schlenderten am Strand entlang. Viele Seevögel waren noch beim Frühstück. Vor allem eine handvoll Fischreiher konnten wir bei der Futtersuche im seichten Wasser beobachten.

Plötzlich hatten wir beiden den Eindruck als würde uns jemand mit Wasser vollspritzen. Es war aber weit und breit außer uns niemand am Strand zu sehen. Doch dann stellten wir fest, woher das Wasser kam. Mit nahezu jedem Schritt auf dem weichen Sandboden entlud sich ein kleiner Wasserstrahl aus winzigen Löchern im Sand. Es war wie durch ein Minenfeld zu laufen. Eine Fontäne schoss mir von unten ins kurze Hosenbein, dann hatte ich wieder Glück und eine andere verfehlte nur knapp. Auf leisen Sohlen bahnten wir uns den Weg vorsichtig zurück in sichere Gefilde aber ein paar Treffer mussten wir dahin noch einstecken. Vermutlich handelte es sich um Wasser aus Löchern, die von Muscheln oder Würmern genutzt wurden und das unter Druck an die Oberfläche gedrückt wurde. Ganz sicher bin ich mir aber nicht. Wir verließen auf jeden Fall dann mit teils nassen Hosen den gefährlichen Strandabschnitt und blieben noch eine Weile auf der sicheren Seite der Lagune. Gegen 9 Uhr sattelten wir die Pferde und machten uns auf zum CandianTire. Ein Ersatzschlauch war dank eines hilfsbereiten Mitarbeiters schnell gefunden, so dass wir nach dem Einkauf von ein paar letzten Kleinigkeiten im benachbarten Wal-Mart unsere Tour fortsetzen konnten.

Entlang der West Coast Road wurden uns immer wieder tolle Ausblicke aufs Meer geboten und nach rund 40km machten wir Halt am French Beach. Ein kleiner aber feiner Strandabschnitt, gespickt  mit den für Kanada typischen angeschwemmten Baumstämmen. Ein prima Ort, um die Seele kurz baumeln zu lassen. Lange verweilten wir aber nicht, da ja noch ein wenig Strecke vor uns lag. Wir nahmen die nächsten 50km entlang der Küste in Angriff und steuerten auf den Botanical Beach im Juan de Fuca Provincial Park zu. Unser Auto stellten wir am bereits gut gefüllten Parkplatz ab und machten uns dann auf den Weg zum Strand. Der Botanical Beach Loop Trail führte uns durch einen urigen Wald und gab hier und da immer mal wieder den Blick aufs Meer frei. Ca. 1,5 km schlängelte sich der Weg in der Küste entlang bis wir nach ca. 45 Minuten schließlich am Botanical Beach ankamen. Der „Strand“ zeichnet sich weniger durch weißen Sand als durch dunkle felsige Abschnitte aus. Überall gab es tümpelähnliche Vertiefungen im Gestein, in denen sich Wasserpflanzen und kleine Tiere tummelten. Wir kraxelten ein wenig umher und zückten dann unsere Fotoausrüstung, um die Szenerie im großen wie im kleinen festzuhalten. Nach gut 1 Stunde am Strand mussten wir aber langsam den Rückweg einschlagen. Der Weg zurück zum Parkplatz dauerte auch nochmal ca. 30 Minuten. Nach einer kurzen Snackpause nahmen wir die letzte Etappe des heutigen Tages in Angriff. Unser Ziel war der Gordon Bay Campground am Cowichan Lake.

Der Platz war nach ca. 1,5 Stunden Fahrzeit schnell gefunden und wir waren mittlerweile nicht mehr überrascht, dass wir erneut einen der letzten freien Stellplätze zugewiesen bekamen. Platz 19 sollte es sein, eine Doppelhälfte. Wir würden also direkte Nachbarn haben. Zu unserer Verwunderung war der Platz, auf dem bereits ein Wagen stand, doch recht klein. Als wir gerade das Einparkmanöver starten wollten, brachte ein erneuter Blick auf den Stellplatzzettel zum Vorschein, dass ich mich mal gekonnt verlesen hatte. Die große „19“ auf dem Zettel war nicht die Nummer des Stellplatz sondern der Tag bis zu dem der Platz von uns gebucht war. Und das war eben der 19.08. und nicht Platz 19. Das wäre peinlich geworden. So konnten wir das Manöver noch rechtzeitig abbrechen und den für uns reservierten Platz anfahren, der nur ein paar Meter weiter lag. Ein TruckCamper stand bereits auf der anderen Hälfte, von den Insassen war aber zunächst nichts zu sehen.

Den Rest vom angebrochenen Nachmittag nutzen wir für eine kleine Snackpause am fußläufig zu erreichenden See. Anschließend legten wir eine Dusch-Session ein und konnten bei der Rückkehr zu unserem Stellplatz auch einen freundlichen Erstkontakt zu unserem kanadischen Nachbarpäärchen herstellen. Dieses Gespräch sollte im weiteren Verlauf aber direkten Einfluss auf unsere eigentlich Tourenplanung haben. Wir erwähnten, dass wir morgen an die Westküste nach Tofino fahren wollten. Auf die Frage, ob wir denn auch einen Campingplatz vorreserviert hätten, entgegneten wir, dass wir auf Grund der problemlosen Erfahrungen im letzten Jahr mit 10 Campern jetzt für uns alleine keine Plätze vorreserviert hatten. Der Blick in zwei erstaunte Gesichter brachte unsere Planung ins Wanken. Wir konnten ja nicht leugnen, dass wir bereits auf den vergangenen Campingplätzen inklusive dem aktuellen nur mit Glück noch einen Platz bekommen hatten. Und in Tofino würde es auf Grund der großen Beliebtheit bestimmt noch um einiges voller werden. Bei einem abendlichen Absacker im Campingstuhl reifte die theoretische Überlegung zu einer konkreten Planänderung. Wir entschieden uns schweren Herzens Tofino auszulassen, um nicht Gefahr zu laufen am Ende ohne Stellplatz dar zustehen und 350km umsonst gefahren zu sein. Mit dieser Entscheidung ging es relativ früh ab ins Schlafgemach. Um ca. 21h schauten wir im Bett liegend noch ein wenig durch unser Dachfenster in den Abendhimmel und ließen die Eindrücke des Tages Revue passieren. Gute Nacht, Cowichan Lake!

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